Schriftauszug
Angewandte Chemie
78.Jahrgang/Nr. 9, 1966
Autor: E. Bonitz
S. 475
I. Reaktionen des elementaren Siliciums mit Stoffen in der Gasphase
Formal gesehen ist ein kristallines Silicium-Teilchen ein riesiges Polysilan-Molekül. Substituierende
Spaltungen von Si-Si-Bindungen verlaufen daher formal an Polysilan-Bindungen.
II. Reaktionen des elementaren Siliciums in Suspensionen
2. Zur Reaktivität des aktiven Siliciums
(…) Über die Zwischenstufe Siliciummonochlorid erhält man bei weiterer Chloreinwirkung,
je nach Stöchiometrischer Chlormenge, sukzessive [67] :
n [SiCl] + (n + 2)/2 Cl2 → SinCl2n+2 (M = 170-700) [**] (r)
Si10Cl18 (M=920)
Beispielsweise erhält man Si10Cl18, ein Halogenid der allgemeinen Formel SinCl2n-2, in nahezu quantitativer Ausbeute.
Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass sich das aus CaSi2 durch Chloreinwirkung erhaltene aktive Silicium prinzipiell von gewöhnlichem Silicium unterscheidet [**], sobald man dieses ohne Passivschicht vor sich hat.
In jedem Fall sind aus beiden Species unter gleichen Reaktionsbedingungen, insbesondere gleichen Temperaturen, gleiche Siliciumverbindungen hergestellt worden [**].
Für homogene Reaktionen ist beispielsweise Si10Cl18 infolge seiner guten Löslichkeit in Kohlenwasserstoffen vorzüglich geeignet, es reagiert wie Siliciumdichlorid (es enthält formal 80% SiCl2 –Gruppen).
Mit Hilfe dieser Testsubstanzen sind neue Reaktionen an der Si-Si-Bindung gefunden worden. So reagiert Äthylen mit Polysilanen unter Bildung von Si-(C-C)-Si-Bindungen [62] ; dies wurde zuerst am [SiCl] beobachtet. Polymerisiert man Olefine in Gegenwart von
Polysilanen, die durch Halogen oder organische Gruppen substituiert sein können, so werden Olefinpolymerisate mit Siliciumatomen in der Polymerkette erhalten [73, 74].